Welche Auswirkungen die PPWR auf die Entwicklung von Drucktinten für Verpackungen und Etiketten hat.
Im November letzten Jahres verabschiedete das Europäische Parlament die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR), die den gesamten Lebenszyklus von Verpackungen betrifft und Konformität im Bezug auf das Gewicht und das Volumen von Verpackungen sowie auf deren Recyclingfähigkeit und Wiederverwendbarkeit fordert. Die Verordnung unterstreicht auch die Bedeutung der Nachhaltigkeit bei Etiketten und Verpackungen sowie bei den Tinten, die bei ihrer Herstellung zum Einsatz kommen.
Selbst wenn diese Tinten nur einen kleinen Teil der Verpackung ausmachen, sind sie doch von entscheidender Bedeutung, nicht zuletzt für die Attraktivität der Produkte im Verkaufsregal. Vor allem jedoch für den Druck von Produkt- und Rückverfolgbarkeitsinformationen für Verbraucher und Marken.
Tintenverbrauch reduzieren
Die Minimierung des Gesamtgewichts und des Volumens von Produktverpackungen ist eines der wichtigsten Ziele der PPWR. Von den Verpackungsdesignern wird erwartet, dass sie kompaktere und leichtere Verpackungen entwickeln, die Schutz-, Informations- und Werbefunktionen erfüllen.
Auch wenn für den Druck kleinerer Etiketten weniger Tinte benötigt wird, empfehlen die Richtlinien „Designing for a Circular Economy“ (D4ACE), den Tintenanteil auf weniger als fünf Prozent des Gesamtgewichts der Verpackung zu beschränken. Dies soll die Verunreinigung während des Wiederverwertungsprozesses verringern – ein Grenzwert, der in Zukunft wahrscheinlich noch weiter gesenkt wird.
Da sowohl das Volumen als auch das Gewicht eine Rolle spielen, erwägen einige Markeninhaber, Verpackungsentwickler und Lieferanten, bedruckte Etiketten durch ein Verfahren zu ersetzen, bei dem die Verpackung direkt bedruckt wird. Dieser Direktdruck, der Inkjet-Technologie nutzt, wie etwa beim Aufbringen von QR-Codes auf Flaschendeckeln, wird voraussichtlich an Popularität gewinnen und sich immer schneller durchsetzen. Die Verwendung von QR-Codes, die von GS1 unterstützt werden, kann direkte Links zu Informationen herstellen, die in verschiedenen Online-Datensystemen gespeichert sind. Dies trägt dazu bei, dass weniger Tinte für Verpackungen und Etiketten gebraucht wird, und ermöglicht Unternehmen, die begrenzten Druckmöglichkeiten effizienter zu nutzen. Die Verbraucher können den Code einfach mit ihrem Mobiltelefon scannen, um so auf Informationen zuzugreifen, die bisher auf der Verpackung aufgedruckt war.
Verpackungen wiederverwenden
Neben der Reduzierung von Verpackungen schreibt die PPWR auch Wiederverwendungsziele für verschiedene Verpackungskategorien vor. Über die Einzelheiten der Wiederverwendungssysteme mit standardisierten Behältern wird derzeit noch verhandelt. Sicher ist, dass eine dauerhafte Kennzeichnung der Behälter zu Rückverfolgungszwecken erforderlich sein wird, aber wie das Produkt identifiziert wird und wie haltbar die Kennzeichnung sein muss, lässt Spielraum für Innovationen.
Verpackungsdrucktinten bedürfen einer Anpassung, um die Wiederverwendung von Verpackungen zu unterstützen, wobei unterschiedliche Formulierungen erforderlich sind, um den verschiedenen Anforderungen an Haltbarkeit und Deinkbarkeit gerecht zu werden. In einem speziellen Programm zur Wiederverwendung von Marken-, Produkt- und Nutzungsinformationen müssten Unternehmen Tinten verwenden, die den hohen Temperaturen beim Waschen und Vorbereiten der Verpackungen für die Wiederbefüllung standhalten. Außerdem müssten die Informationen auf der Verpackung und die QR-Codes, die die Produktrückverfolgbarkeit und -rückgabe unterstützen, eine längere Haltbarkeit aufweisen.
Umgekehrt müssten variable Daten – einschließlich derjenigen, die sich auf Produktchargen, Chargencodes, Produktion und Verfallsdaten beziehen – mit Tinten gedruckt werden, die sich durch Deinking leicht entfernen lassen. Auf diese Weise lassen sich Verpackungen vor der Wiederverwendung mit neuen produktspezifischen Informationen bedrucken. Etiketten könnten ebenfalls eine effektive Option sein, um variable Informationen auf Verpackungen aufzubringen und nach Gebrauch wieder zu entfernen.
Verpackungs-Recycling optimieren
Die neue Verpackungsverordnung erweitert die derzeitigen Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit von Informationen auf der Verpackung auf jedes einzelne Verpackungselement. Die verwendeten Materialien, die Herkunft und der prozentuale Anteil des Rezyklats, die Art der Wiederverwendung oder des Recyclings sowie alle bedenklichen Stoffe müssen neuerdings auf der Verpackung angegeben werden.
Darüber hinaus verlangen die neuen Anforderungen an Verpackungsmaterialien im Rahmen der PPWR einen höheren Anteil an wiederverwertbarem Inhalt oder alternativen faserbasierten, kompostierbaren Materialien. Da die Leistung der Tinte stark vom Substrat abhängt – und daher variabel ist – stellen diese neuen Materialien die Verarbeiter und Entwickler von Verpackungsdrucktinten vor große Herausforderungen. Die Durchlässigkeit und die Haftung der Tinte sind je nach Material unterschiedlich; sie beeinflussen die Druckqualität, Haltbarkeit und Farbintensität in einer Weise, die vor der Verwendung gründlich getestet werden muss.
Entwickler von Tinten und Verpackungen stehen vor der Aufgabe, die Funktionalität und den Werbewert von Verpackungen zu schützen und gleichzeitig die Verbrauchersicherheit und die Frische der Produkte zu erhalten. Ganz besonders wichtig ist dies natürlich bei Lebensmittelverpackungen. Tintenentwickler müssen neue funktionelle Beschichtungen, Tintenformulierungen und Primer in Betracht ziehen, um die Druckleistung und Sicherheit von Verpackungsdrucktinten zu gewährleisten, wenn sie neue PPWR-konforme Materialien bedrucken.
Im Hinblick auf die Wiederverwertbarkeit müssen Etiketten, Tinte und Druck rückverfolgbar sein, und das Deinking ist von besonderer Bedeutung, da Farbpigmente und großflächige UV-Lacke das Recycling bekanntermaßen erschweren.
Die Arbeit an der Entwicklung von Verfahren, Materialien und Klebstoffen, die das Deinking und die Entfernung von Etiketten bei niedrigeren Temperaturen als den derzeitigen 65 bis 85 Grad Celsius erleichtern, hat bereits begonnen und die Bemühungen werden sich in Zukunft zweifellos noch verstärken. Dazu gehört auch die Eliminierung von gefährlichen Stoffen, die auf der Ausschlussliste der EuPIA (European Printing Inks Association) für Verpackungsdruckfarben stehen, um sicherzustellen, dass sie nicht in den Wiederverwertungsstrom gelangen, das Rezyklat verunreinigen und die Verbrauchersicherheit gefährden.
Fazit
Die Einführung der PPWR erfordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Marken und Lieferanten von Drucktinten, Verpackungen und Substraten für Etiketten und Verpackungen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Anforderungen an die Wiederverwertbarkeit und gleichzeitig die Anforderungen der Markeninhaber an auffällige, hochwertige Verpackungen und Etiketten erfüllt werden.
Es wird erwartet, dass sich Verpackungsmaterialien und Recyclingtechniken in den kommenden Jahrzehnten weiterentwickeln und verändern werden – und dass Drucktinten bei diesen Entwicklungen mithalten müssen. Damit sind die Weichen für ein neues Zeitalter der Innovation in der Entwicklung und Anwendung von Tinte gestellt.
Natasha Jeremic, Ink Development Manager, Domino Printing Sciences